Einen spannenden und sehr interessanten Einblick in die Werkstättenarbeit der Lebenshilfe bekam der SPD-Ortsverein Schramberg mit seinem Vorsitzenden Mirko Witkowski und der Fraktionsvorsitzenden Tanja Witkowski bei seinem Besuch in Waldmössingen. Mit 110 Beschäftigten ist dort der Hauptstandort der Lebenshilfewerkstätten im Landkreis Rottweil. Ziel der gemeinnützigen Einrichtung ist die berufliche und soziale Rehabilitation von Menschen mit geistigem, seelischem und körperlichem Handicap.
Geschäftsführerin Alexandra Schmid begrüßte und stellte den Leiter des Bereiches „Arbeit und Bildung“, Markus Ettwein, vor. Beide gaben einen Einblick in die Vielfalt ihrer Aufgaben.
Die Einrichtungen der Lebenshilfe unterstützen Menschen mit Handicap dabei ihre Stärken und Fähigkeiten zu entdecken und einzubringen. Mögliche Optionen können eine Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt oder ein passender Arbeitsplatz in einer der Lebenshilfewerkstätten sein. Die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen der Behindertenhilfe im Kreis ermöglicht auch jederzeit eine andere passgenaue Lösung für einen behinderten Menschen zu finden.
Schmid und Ettwein führten durch die unterschiedlichen Werkstattbereiche. An teilweise individuell angepassten Arbeitsplätzen wird mit unterschiedlichen Materialien wie Holz, Metall oder Kunststoff gearbeitet. Beispielsweise wird geschraubt, gedreht, gestanzt, gewogen und verpackt. Außerdem gibt es Arbeitsplätze in der von der Lebenshilfe betriebenen Gaststätte „Zum Frieder“, die im hauswirtschaftlichen und gastronomischen Bereich liegen.
Die Organisationsstrukturen seien ähnlich wie bei einem Unternehmen im sogenannten ersten Arbeitsmarkt. An vorderster Stelle stehe als Adressat aber immer der Mensch mit Behinderung. Dessen individuelle Ressourcen und Bedürfnisse seien der Mittelpunkt, um den herum die Produktion konzipiert werde, betonte Ettwein. Zugesagt werde den Auftraggebern nur, was auch sicher machbar sei, dabei werde nie an die Kapazitätsgrenze gegangen.
Die Auftragslage sei gut und die rund 50 Auftraggeber seien breit gestreut. Dieser große Kreis unterschiedlicher Kunden ermögliche es, eine gute Beschäftigungslage zu halten. Gibt es einmal eine Flaute bei einem Unternehmen, so könne das durch den großen Kundenkreis kompensiert werden. Für die beschäftigten Menschen bedeute dies Sicherheit und Kontinuität.
Das Spektrum der Beschäftigten sei vielfältig. Vertreten seien unterschiedliche Nationalitäten, Alte und Junge, Stärkere und Schwächere. Der Umgang untereinander sei unterstützend und wie in einer großen Familie.
Ein strukturierter Tag sei ein wichtiger Baustein im Alltag der Mitarbeitenden. Die Menschen erfahren Wertschätzung und sehen das Ergebnis ihrer Arbeit, für die sie auch entlohnt werden. Kontakte zu Kolleginnen und Betreuern spielten eine wesentliche Rolle und seien motivierend. Die Begleitung während der Arbeitszeit sei eng und ermögliche schnelles Reagieren auf die besonderen Anforderungen, die im Zusammenhang mit der Art der Behinderung stünden.
Wie gerne die Menschen kommen, sei in Corona-Zeiten deutlich geworden. Viele Beschäftigte hätten immer wieder angefragt, wann es endlich wieder weiter gehe.
Auch für Senioren und Menschen, die keinen Arbeitsalltag durchhalten können, gibt es in Waldmössingen Betreuungs- und Beschäftigungsbereiche, die zunehmend nachgefragt werden.
Von etwa der Hälfte der Menschen mit Behinderung werden die Wohnmöglichkeiten in einem der Wohnheime genutzt.
Angebote wie Nordic Walking, Waldbaden, Kunst und auch Sommerfreizeiten werden ebenfalls gut angenommen und komplettieren das Angebot der Lebenshilfe.
Auf die Frage, was schwer ist an ihrer Arbeit, wiesen Schmid und Ettwein auf bürokratische Hürden hin. Diese stünden manchmal einer Weiterentwicklung im Weg.
Eine erfreuliche Perspektive für die nahe Zukunft sei die Erweiterung der Kaffeerösterei auf deren Genehmigung lange gewartet werden musste. Hier können weitere Arbeitsplätze geschaffen werden außerdem ist das Warenlager dann barrierefrei und leichter zugänglich.
Nur ein Anliegen nannte die Geschäftsführerin Alexandra Schmid, als sie nach Wünschen gefragt wurde. Es sei ihr wichtig, als Einrichtung gesehen zu werden und im Bewusstsein der Menschen einen selbstverständlichen Platz zu haben. So könne Inklusion immer besser gelingen.
Renate Much, als stellvertretende Vorsitzende, bedankte sich im Namen des SPD- Ortsvereins für die umfassenden Informationen und das Engagement. Sie überreichte ein kleines Dankeschön.